„Hallöchen!
Mein Name ist Levent Omar, ich bin 22 Jahre alt und studiere Soziologie mit Philosophie als Nebenfach an der Universität Hamburg.
Seit einigen Jahren hege ich den Wunsch, einmal an der politischen Gestaltung unserer Welt mitzuwirken – ob aber über die Parteienpolitik oder eher von zivilgesellschaftlicher Seite, das kann ich noch nicht sicher sagen.
Sicher kann ich nur sagen, dass mich allem voran zwei große Herzensangelegenheiten umtreiben:
Zum einen hoffe ich, dass wir einmal die bedingungslose Akzeptanz und höchstmögliche Inklusion aller unserer Mitmenschen erreichen. Wo immer Menschen ausgegrenzt oder geächtet werden, ob aufgrund ihrer körperlichen oder charakterlichen Merkmale, ob aufgrund ihrer Herkunft oder ihrer Lebensweise, ob aufgrund ihres Glaubens oder ihrer Überzeugungen, wo immer wir einander geringschätzen und verstoßen, da tut es mir sehr weh.
Vielleicht können wir sogar in unseren Grundwerten völlig verschieden sein, diejenigen unseres Gegenübers kritisieren und uns verpflichtet fühlen, für unsere eigenen Werte und damit gegen die seinigen zu kämpfen – und doch zugleich erkennen, dass da ein Mensch mit seiner eigenen Geschichte und Erfahrungswelt vor uns steht, die ihn zu der Perspektive gebracht haben, die uns so befremdlich und verwerflich sein mag. Vielleicht können wir jeden unserer Erfolge feiern, die seine Niederlagen sind, und zugleich mitfühlsam bedauern, dass er diese Niederlagen erfährt.
An Stereotypen würde ich mein Ideal so veranschaulichen: Wenn der heteronormative „Nazi-Opa“ und die „links-grün-versiffte“ Trans-Frau, wenn der vegane Vollzeit-Tierrechtsaktivist und der omnivore Berufsjäger einander in ganz aufrichtigem Respekt und Wohlwollen begegnen könnten – das würde mich schwer berühren.
Ein solches Miteinander mag sehr unrealistisch, vielleicht sogar widersprüchlich und unmöglich scheinen.
Aber es würde doch dem Miteinander entsprechen, das zumindest ich selbst herbeisehne und so gut wie möglich schon zu leben versuche.
Warum also sollten nicht auch andere Menschen so empfinden können? Und wenn sie es täten, was stünde einem solchen Miteinander dann noch im Wege?
Und wirke seine Verwirklichung auch noch so unwahrscheinlich – einem solchen Gesellschaftsideal will ich nacheifern!
Meine zweite, keinesfalls unter der erstgenannten stehende Herzensangelegenheit ist die Befreiung und Berechtigung unserer nichtmenschlichen Existenzgenossen, der anderen Tiere, mit denen wir auf diese Erde geboren sind.
Ihre Befreiung aus der weltlichen Hölle, in die wir sie geworfen haben, wo nur Stress, Schmerz und Verzweiflung sie erfahren.
Ihre Befreiung von den unversprachbaren Schrecklichkeiten, mit denen wir uns jeden Tag überall auf dem Globus unzählige Male an ihnen vergehen.
Ihre Befreiung aus der grausamsten und erbarmungslosesten Despotenherrschaft, die je auf dieser Welt sich formiert hat.
Ihre Berechtigung zu einem Leben in Würde, Freiheit und Unversehrtheit.
Seit etwa sieben Jahren bin ich ethisch motivierter Vegetarier. Im Laufe der Zeit ist mir zunehmend bewusst geworden, dass unser gesamtes Verhältnis zu anderen empfindsamen Spezies moralisch unhaltbar ist, was mich ab dem ausgehenden Sommer vorletzten Jahres auch auf Milchprodukte hat verzichten und wissen lassen, dass ich langfristig wohl völlig vegan leben würde. Als ich dann am 23.01.2023 den Dokumentarfilm „Dominion“ sah, hatte ich das Gefühl eines letzten Augenöffnens, eines finalen Aufwachens, das meine Lebenspraxis schließlich gänzlich mit meinem Wissen und Gewissen in Einklang gebracht hat.
Seitdem ringe ich mit zersetzendem Weltschmerz, tiefer Trauer und wiederkehrender Wut.
Bisher gelingt es mir aber, diese gewaltigen Gefühle in konstruktive Bahnen zu leiten und sie mein Streben stärken, inspirieren und entschlossener werden zu lassen. Nicht zuletzt durch mein dem Kosmos und allen Entitäten, die es da geben mag, gegebenes Versprechen, in diesem Leben auf irgendeine Weise an der Befreiung unserer nichtmenschlichen Existenzgenossen mitzuwirken.
Was genau das heißt bzw. wann ich mein Versprechen als erfüllt betrachte, wird mir hoffentlich schon irgendwann klar werden. Vielleicht wird es mich aber auch als eine Art Lebensaufgabe bis ans Ende begleiten.
Ich erlaube mir große Träume von der Zukunft und strebe einer schon ziemlich konkreten Vorstellung von ihrem Zeitgeist nach, dessen Entwurf ich im Laufe der nächsten Jahre weiter reflektieren und ausarbeiten will, bevor ich damit beginnen möchte, ihn ins Leben zu rufen. Bis dahin muss ich unter anderem klären, welchen Wirkensweg ich für geeignet halte.
Und genau darum bin ich nun hier: um meine Vorstellungen von parteipolitischem Alltag zu schärfen und weil mir die Tierschutzpartei die einzige etabliertere Partei zu sein scheint, die den Tierrechtsgedanken wirklich ernst nimmt.
Dafür, dass ich hier so warm willkommen geheißen wurde und fünf Wochen lang wertvolle Erfahrungen und Einblicke sammeln darf, dafür fühle ich mich der Tierschutzpartei und vor allem ihrer Fraktion hier in der Spandauer BVV sehr verbunden und möchte mich herzlich bedanken!“
– Wir danken auch Dir sehr, Levent, für Deine tolle Unterstützung!